Friede

Liebe Schwestern und Brüder,

die Welt ist unruhiger geworden. Bei nicht wenigen kommt Unbehagen auf, weil die Reihe schlechter Nachrichten nicht aufhören will. Umso größer wird die Sehnsucht nach Frieden, sie will sich nicht bändigen lassen. Das nun jeweils montags, 19.00 Uhr, regelmäßig in unserer Kirche stattfindende Friedensgebet will dieses Unbehagen geistlich aufgreifen. „Suche den Frieden und jage ihm nach (Ps 34,15)“, schreibt schon ein frommer Beter des Alten Testamentes und formuliert so seine Sehnsucht nach Frieden. Auch Jesus weiß um unsere Sehnsucht. Eines der ersten Worte, die Jesus als Auferstandener den Seinen zuspricht, lautet: „Friede sei mit euch“ (Lk 24,36).

Friede ist ein wertvolles, ein kostbares Gut. Als Christen hätten wir zu ergänzen: Friede ist ein göttliches Gut. Deswegen hat Gott seinen Sohn zu uns gesandt, damit wir Frieden in umfassender Weise finden: Frieden finden mit Gott, Frieden finden mit unseren Nächsten und schließlich auch Frieden mit uns selbst. Wenn der Auferstandene uns diesen Frieden schenken will, dann dürfen besonders wir Christen Zeugen dieses göttlichen Friedens sein.

Die neu gestaltete Osterkerze in unserer St.-Marien-Kirche greift die Sehnsucht nach Frieden auf. In geschickter Handarbeit haben kluge Geister ein in verschiedenen Farben gegliedertes Kreuz auf die Osterkerze aufgetragen. Die unterschiedlichen Hautfarben und Kulturen dieser Welt finden so ihre Andeutung, weisen hin auf den Gekreuzigten, der alles auf sich nahm, um Versöhnung zu stiften (vgl. Röm 5,11). Ergänzend erinnern eine Friedenspalme sowie eine Taube als Zeichen des Heiligen Geistes an den Geist des Friedens.

Nicht nur in dieser österlichen Zeit haben wir um den Frieden in der Welt zu bitten. Berücksichtigen wir dabei auch die Bekehrung unseres eigenen Herzens. Jeder von uns kennt die Gnadenlosigkeit des eigenen Ichs, kennt den Unfrieden in unserer eigenen Seele. „Herr, mache Du mich zu einem Werkzeug Deines Friedens“, betet der hl. Franziskus (1181-1226). Dieser Friede, der von Gott ausgeht, möge uns neu bewusst werden, unser Leben bereichern und uns tagtäglich erfüllen.

Ihnen allen frohe und gesegnete Ostern in der Freude des auferstandenen und friedenstiftenden CHRISTUS.

Gebet:

HERR, mache Du mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

HERR, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben. Amen.

Hl. Franz von Assisi (1181-1226)

Pfarrer Wolfgang Guttmann