Macht hoch die Tür…

Wort der Woche zum Christkönigsfest und zum 1. Advent:

“Macht hoch die Tür” – mit diesem Lied wird am 3. Dezember der Advent eingeläutet. Das Lied hat einen biblischen Ursprung. In ihm ist der Psalm 24 widergegeben. Er beschreibt den Einzug Gottes in die Heilige Stadt Jerusalem und in den Tempel. Gott wird dabei empfangen wie ein König. Die Christen haben dieses Motiv auf Jesus gedeutet. Er ist der kommende König der Herrlichkeit, den wir erwarten. Der Christkönigssonntag nimmt dieses Motiv auf. Wir erwarten den Herrn “bis er wiederkommt in Herrlichkeit”. So wird aus dem Ausblick in eine scheinbar ferne Zukunft am Ende der Tage eine nahe Erwartung. Der Advent (lateinisch für “Ankunft”) hat eine doppelte Bedeutung. Der Herr kommt an: als kleines Kind in der Krippe und als König am Ende der Zeit.

Deswegen verändert das Lied seinen Charakter: “Macht hoch die Tür” – damit sind nicht mehr die Stadttore Jerusalems und die Eingänge des Tempels gemeint. In der letzten Strophe heißt es: “Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit.” Die “Türen” werden symbolisch verstanden: “Öffnet eure Türen, eure Herzen und Sinne, um Gott zu empfangen. Lasst Euch auf seine Gegenwart in Eurem Leben ein.” Gott ist nicht ein ferner Gott, der irgendwann kommen soll, sondern er ist uns in Jesus nahe und möchte sein Leben mit uns teilen. Der Advent, die “Ankunft” ist ein Ereignis des Glaubens. Die Vorbereitung auf die Ankunft Gottes bei uns soll in dieser Zeit geschehen. Daher ist die Adventsszeit eine Fasten- und Bußzeit. Die Farbe des Advents ist Violett, wie die der österlichen Fastenzeit. Die Vorbereitung wird konkret: Reflexion, Besinnung, Versöhnung. Ich kann mir eine Tür vorstellen, die schon lange nicht mehr bewegt worden ist, deren Scharniere rostig geworden, die sich nur langsam öffnen kann. Bis diese Tür geöffnet ist braucht es Zeit und Arbeit. Aber es lohnt sich. Am Ende wird sie empfangsbereit geöffnet sein. Alles ist vorbereitet. Der erwartete Gast wird kommen.

(Pfarrer Dr. Georg Bergner)