Alternativen

Wort der Woche für den 2. und 3. Advent:

Hippies, Punker, Ökos – jede Generation kennt Aussteiger. Sie selbst bezeichnen sich als “Alternative”. Das ist kein Zufall. Durch ihre Botschaft, ihr Auftreten und ihre Aktionen wollen sie gegen einen herrschenden Lebensstil und etablierte Strukturen protestieren. Sie möchten deutlich machen: Es gibt Alternativen zum Mainstream. Die Aussteiger wenden sich gegen die Umweltzerstörung, die Leistungsgesellschaft, den Kapitalismus, gegen Krieg oder gegen das staatliche Gewaltenmonopol. Sie halten eine neue Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung für möglich, ein naturverbundenes Leben und eine Welt ohne Gewalt. Auch in ihrem Aussehen wollen sie sich unterscheiden. Sie leben an ungewöhnlichen Orten, tragen die Haare lang oder färben sie, stellen ihre Kleidung selbst her und ernähren sich alternativ.

So gesehen haben wir es bei Johannes dem Täufer mit einem “Alternativen” zu tun. Er wohnte in der Wüste, trug einen Mantel aus Kamelhaaren und ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig – so schreibt das Markusevangelium über ihn. Johannes steht für eine religiöse und für eine gesellschaftliche Alternative. Er sieht sich als Vorboten, als Protestler und Aktivisten für das kommende Reich Gottes. Damit stellt er die Gesellschaft seiner Zeit in Frage. Er legt sich mit den Eliten an und sammelt die Sünder und Ausgeschlossenen um sich. Er kündigt das Strafgericht Gottes für alle an, die ungerecht und selbstgefällig zum eigenen Wohl handeln. Seine zentrale Botschaft heißt: Bekehrung. “Ändert euer Denken und euer Handeln; stellt euch ein auf die große Zeitenwende, die uns bevorsteht!” Wie die “Alternativen” unserer Zeit provoziert er damit Zustimmung auf der einen, Ablehnung und Feindschaft auf der anderen Seite. An ihm scheiden sich die Geister.

Wenn am 2. und 3. Adventssonntag im Evangelium von Johannes dem Täufer erzählt wird, stellen sich seine Fragen auch an uns. Glauben wir, dass die Welt tatsächlich anders sein könnte? Können wir uns eine Welt unter dem Vorzeichen der Herrschaft Gottes vorstellen und uns darauf einstellen? Sind wir in der Lage, unsere Lebensweise und unseren Glauben in Frage stellen zu lassen, sie zu korrigieren und immer wieder den Weg der Bekehrung zu gehen?

Der Weg des Advents führt zunächst hinaus in die Wüste. Er führt in die Konfrontation mit den “Alternativen”. Wie werden wir aus dieser Begegnung hervorgehen?

(Pfarrer Dr. Georg Bergner)